Eulengebirge in Polen 2009

 

Ein Reisebericht von der begleiteten Gruppenreise

auf Mufflon im Eulengebirge / Schlesien

11. - 16. November 2009


…als das Rudel Mufflon unter den Buchen am Hang verhofft, bekomme ich den Widder ins Zielfernrohr.

Seit mehr als einer halben Stunde pirschen wir nun durch den Buchenwald des Eulengebirges in Schlesien. Der Widder, eindeutig als Einwachser angesprochen, steht durch ein Schaf halb gedeckt zwischen den Buchenstämmen. Warten, etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Die Mufflon haben die Eigenart bei einer Beunruhigung Minuten lang wie erstarrt zu verhoffen, ohne auch nur die geringste Bewegung zu machen. Der Widder hebt sich durch sein dunkles Winterhaar sehr gut von dem braunen Buchenlaub auf dem Waldboden ab. Endlich zieht er vor, und steht für einen kurzen Augenblick frei. Im Schuss reißt es ihn herum, aber nur wenige Schritte macht er noch, bevor er vorn einbricht und in das Laub sinkt.

Das Rudel springt auf den Schuss nun endgültig ab.

Auf der begleiteten Gruppenreise ins Eulengebirge an der tschechischen Grenze konnten acht Jäger in zwei Revieren sehr erfolgreich auf Mufflon, bei den Widdern auf Einwachser, und Rotkahlwild waidwerken.

Die Jagdreise begann am Grenzübergang Görlitz, wo sich die Jäger trafen, um von dort in Kolonne zu den Revieren ins Eulengebirge zu fahren. Die Autofahrt über die neue A4 in Richtung Wroclaw (Breslau) bis Legnica, von dort über Jawor und Swidnica, verlief zügig und ohne Probleme. In den gastlichen Jagdhäusern erwartete die Jäger ein reichhaltiges Mittagessen, bevor der erste Pirschgang in Angriff genommen werden konnte.

Zu dieser Jahreszeit sind die Tage in den Bergen recht kurz, so dass die Jagd von den frühen Morgenstunden bis zum Abend mit nur einer kurzen Unterbrechung zur Mittagszeit durchgeführt wurde. In einem Revier wurde sogar das Mittagessen mit hinaus genommen, um so möglichst wenig Jagdzeit zu verlieren. Dieses war sehr vorteilhaft, weil besonders das Muffelwild tagaktiv in den Buchenwäldern umherzieht. Auch das Rotwild war die meiste Zeit des Tages auf den Läufen.

Nach den ersten Pirschgängen mussten die Jäger dem ungewohnten Gelände Rechnung zollen. Außerdem war eine Umstellung beim schnellen Ansprechen und dem Schießen vom Schießstock notwendig. Aber das spornte die Jäger geradezu an, und darum wurde auch kein Pirschgang ausgelassen.

Auf der Jagd wurde hauptsächlich gepirscht, wobei nicht nur die Waldwege unter die Läufe genommen wurden. Je nachdem wo und wie das begehrte Wild in Anblick kam, ging es auch die Berghänge hinauf und hinab. Ansitzmöglichkeiten sind in den Revieren zahlreich vorhanden. Viele neu erbaute Kanzeln und Ansitzschirme gaben Aufschluss über die in den Sommermonaten durchgeführten Arbeiten der Jagdleiter und Jagdführer.

Auch Petrus war den Jägern wohl gesonnen und schickte mit Ankunft deren das richtige Jagdwetter. Häufiger Sonnenschein am blauen Himmel, keinen Niederschlag und frische Temperaturen machten die erfolgreiche Jagd zu einem vollendeten Erlebnis.

So blieb der Jagderfolg nicht aus, und Freitag der 13. November, wurde für das Wild in den bejagten Revieren zu einem rechten Unglückstag. In einem der Reviere kamen allein an diesem Pirschmorgen drei Widder und zwei Schafe zur Strecke.

Auf jedem weiteren Pirschgang konnten die Jäger noch weiteres Wild erlegen, und am letzten Tag lagen in einem der Reviere mit vier Jägern auf der Strecke:

4 Muffelwidder

3 Muffelschafe

2 Rottiere

2 Rotkälber

Um nicht nur bewaldete Berghänge und das Jagdhaus zu sehen, beschlossen einige Jäger eine Erkundungsfahrt in die nähere Umgebung zu unternehmen. Nach Absprache mit dem Jagdleiter und Jagdführern wurde eine verlängerte Mittagspause genehmigt. Auf dieser Erkundungsfahrt wurden die Stollenanlagen der „Geheimen Reichssache RIESE“ aus den Jahren 1943 – 45 besichtigt.

Diese weitläufigen Stollenanlagen, die sich durch das gesamte Eulengebirge ziehen, faszinieren den Besucher schon auf den ersten Schritten. Durch die Organisation Todt wurden mit Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, die unter den schlimmsten und menschenverachtendsten Bedingungen lebten und starben, die Stollen in die Berge getrieben. Noch ist die gesamte Anlage nicht erkundet, aber allein der schon für Besucher frei gegebene Teil ist erstaunlich.

Sehr gutes Informationsmaterial, auch in deutscher Sprache, liegt an den Eingängen der Stollenanlagen aus.

An einem Abend des gesamten Jagdaufenthaltes wurde nach dem letzten Pirschgang zusammen mit allen Teilnehmern der Jagdreise ein gemeinsames Abendessen in einem der Jagdhäuser organisiert. Dabei hatten alle Gelegenheit von ihren Jagderlebnissen und -eindrücken zu berichten, und sich auszutauschen. Natürlich wurde in der geselligen Runde auch ordentlich Jägerlatein erzählt, und über das eigene Jagderlebnis humorvoll berichtet.

Dabei stellte sich heraus, dass auch ein Teilnehmer mit über 70 Jahren zu seinem gewünschten Jagderfolg mit einem Mufflonwidder gekommen war.

Am Ende der Jagdreise betrug die Gesamtstrecke von acht Jägern:

8 Widder - 3 Muffelschafe

2 Rottiere - 3 Rotkälber

Auch Rothirsche kamen in Anblick, wurden aber pardoniert. Das veranlasste die Jäger dazu bei den Jagdleitern nachzufragen, wie groß der noch verbleibende Abschussplan in den Revieren sei, und sie staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass noch ausreichende Abschüsse bei Mufflon und Rotwild vorhanden seien.

Entsprechend war das Interesse groß noch einmal in diese guten Reviere zur Jagd zu fahren.

D.S.